Interview zur Sozialwahl mit Susanne Weyand und Roman Weber von der DAK Mitgliedergemeinschaft e. V.

Der Informationsdienst „Information und Meinung“ (I & M) der DAK Mitgliedergemeinschaft im Gespräch mit Susanne Weyand und Roman G. Weber LLM, Mitglieder im Verwaltungsrat der DAK-Gesundheit und Kandidat/in auf der Liste der DAK Mitgliedergemeinschaft e. V. für die Sozialwahlen 2023.

I & M: Frau Weyand, warum sollte ich die DAK Mitgliedergemeinschaft (DAK-MG) und nicht eine andere Gruppierung wählen?

Susanne Weyand: Es gibt viele gute Gründe, die für die DAK Mitgliedergemeinschaft (im Folgenden: DAK MG) sprechen: Unsere fundierten Kenntnisse in der Sozialversicherung mit ihren Bereichen Kranken-, Pflege- und Rentenversicherung. Die DAK MG ist in diesen Bereichen seit 1955 mit dem Schwerpunkt bei der DAK-Gesundheit (im Folgenden: DAK-G) tätig. Unserer Unabhängigkeit gegenüber jeglichen Interessengruppen ist uns besonders wichtig: Denn wir vertreten als DAK-Versicherte vorrangig die Interessen der Versicherten.

I & M: Unabhängig nennen sich viele Gruppierungen

Susanne Weyand: Ja – genau. Das stimmt aber nicht so ganz. In einer Gruppierung, die sich für den Verwaltungsrat der DAK-G beim letzten Mal beworben hat, sind beispielsweise sehr viele ehemalige DAK-G Mitarbeiter vertreten, die möglicherweise eine Tendenz haben, eher die Interessen der Mitarbeiter zu vertreten.

Die in der DAK-G vertretenen Mitglieder des Verwaltungsrates der DAK MG setzen sich ausschließlich aus Vertreter:Innen der Versicherten zusammen, die sich allein den Interessen der Versicherten, also Ihnen, verpflichtet fühlen.

Und dass man bei den Gewerkschaften, die ebenfalls bei der Sozialwahl antreten, nicht von Unabhängigkeit sprechen kann, versteht sich von selbst.

I & M: Wie unabhängig ist denn die DAK Mitgliedergemeinschaft wirklich?

Roman Weber: Wir erhalten keinerlei finanzielle Mittel von irgendeiner Institution. Wir finanzieren uns nur aus den Beiträgen unserer Vereinsmitglieder und verpflichten die Mandatsträger einen Teil von Sitzungsgeldern an die DAK MG abzuführen. Keiner unserer Kandidaten für den Verwaltungsrat ist oder war unmittelbar vor der Kandidatur bei der DAK-G angestellt. Leistungserbringende der DAK-G werden Sie bei der DAK MG ebenfalls nicht im Verwaltungsrat finden. Wir vertreten ausschließlich und vorrangig die Interessen der Versicherten. Unsere Kandidaten sind DAK-G Mitglieder wie Sie und kennen Ihre Probleme sehr genau.

I & M: Ein wichtiges Thema ist der Beitrag, den Versicherte zahlen müssen?

Roman Weber: Wir und der Vorstand der DAK-Gesundheit haben es in den Jahren vor Corona erreicht, die Beitrags-Unterschiede zu den Wettbewerbern zu reduzieren.

Doch die erheblichen Ausgabensteigerungen im Gesundheitswesen und die Folgen der Kriegssituation in der Ukraine werden – auch bei uns – zu höheren Beiträgen führen. Das ist sehr ärgerlich. Wir haben bereits im Oktober 2022 den Vorstand ermutigt, weitere strenge Programme aufzulegen, um Synergien und Potentiale zu heben, die die Leistungen für Versicherte optimieren und andererseits der Kassenlage nutzen.

Das kann z. B. durch besseres Controlling oder optimierte Versorgungssteuerung geschehen. Außerdem fordern wir – bereits seit Anfang 2022 – z. B. einen deutlich höheren Steuerzuschuss.

Bei der letzten Wahl hatten wir erfolgreich die Reduktion der Umsatzsteuer auf Hygieneartikel gefordert, so dass wir guter Hoffnung sind, dass auch unsere aktuelle Forderung einer Reduktion der Umsatzsteuer auf alle Medikamente, sich am Ende durchsetzen wird.

I & M: Warum ist die DAK-G etwas teurer als andere Mitbewerber?

Susanne Weyand: Der Grund liegt nach wie vor in den Regelungen des Gesundheitsfonds und einer erhöhten Leistungsinanspruchnahme unserer Versicherten. Die DAK-G war und ist eine Premium-Krankenkasse; eine Versorgerkasse. Ihre Beitragssätze waren seit je her etwas höher als die anderer Kassen. Dafür bietet die DAK-G aber auch im Vergleich zu anderen besondere Satzungsleistungen, einen Service auf erhöhtem Niveau und unterhält bis heute ein bundesweites Geschäftsstellennetz. Diese Mehrleistungen werden bei einheitlicher Zuweisung aus dem Gesundheitsfonds an die Krankenkassen jedoch nicht angemessen honoriert. Eine Kasse ohne Geschäftsstellennetz mit niedrigen Leistungen bekommt genau so viel Geld zugewiesen, wie die servicestarke DAK-G.

Das ist bei einem Vergleich zu berücksichtigen. Übrigens: Wussten Sie, dass die DAK-G zum Teil mehr bezahlt, als manche private Krankenversicherung. Sie erhalten in der gesetzlichen Versicherung z. B. Hilfsmittel weitgehend kostenfrei, während sie bei den Privaten den überwiegenden Teil ohne Kostenersatz selbst anschaffen müssen.

Zudem werden die Leistungskosten unserer vielen älteren Versicherten nicht ausreichend und gerecht aus dem Gesundheitsfonds an die Krankenkasse ausgeglichen und müssen dann aus den Zahlungen der anderen Versicherten (quer-)finanziert werden. Gleiches gilt für Mitglieder mit hohen kostenverursachenden Krankheiten (z. B. kostete 2021 eine Covid-Intensivbehandlung mit extrakorporaler Beatmung durchschnittlich 90.000 Euro). Setzen Sie das einmal ins Verhältnis der eigenen Kassenbeiträge; und seien Sie sich bewusst, dass andere Mitglieder – wenn Sie eine solche Behandlung benötigen – diese solidarisch mitbezahlen.

Roman Weber: Wenn Sie einmal selbst prüfen möchten, was Ihre Kasse für Sie bezahlt (z. B. erhält Ihr behandelnder Arzt i. d. R. unabhängig von einem Besuch eine monatliche Pauschale), dann nutzen Sie z. B. dazu die neue elektronische Patientenakte (oder Sie fordern eine Patientenquittung bei der Krankenkasse an).

I & M: Was leisten Sie im Verwaltungsrat für die Versicherten der DAK-G, die Sie ja wählen sollen?

Roman Weber: Neben den wichtigen gesetzlichen Aufgaben eines Verwaltungsrates, die auf den Internetseiten der DAK-G und den Seiten https://www.soziale-selbstverwaltung.de/ näher ausgeführt sind, vertreten wir die Interessen der Versicherten gegenüber der DAK-G. Wir setzen uns für eine angemessene Anzahl von Geschäftsstellen in ganz Deutschland ein, damit der ortsnahe Service erhalten bleibt. Moderne Kommunikationsmedien, die eine schnelle Betreuung unserer Mitglieder ermöglichen, müssen weiter ausgebaut werden: Videosprechstunden ermöglichen individuellen Bedürfnisse gerecht werdende Beratungen. Wir brauchen digitale Gesundheitsanwendungen, um den Anschluss an andere fortschrittliche Systeme in Europa nicht zu verlieren.

Die Pandemie hat den Bedarf der Berechtigung gezeigt, dass auch Gesundheitsdaten anonymisiert für die Forschung genutzt werden dürfen, um ein besseres Pandemiemanagement zu etablieren. Die aktuelle gesetzliche Regelung sieht – für mich nicht nachvollziehbar – vor, dass die Kasse nicht auf die Gesundheitsdaten des Versicherten zugreifen darf. Mit anderen Worten: Nur wenn Sie ausdrücklich einwilligen, darf Sie die Kasse proaktiv, z. B. auf Programme oder Leistungen ansprechen(!). Das muss geändert werden, weil auch so eine bessere Gesundheitsversorgung erreicht werden kann.

Die gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland decken alle einen gleichen Basisschutz ab: Die DAK-G unterscheidet sich davon, dass sie viele sinnvolle, zum Teil DAK-spezifische Satzungs-Zusatzleistungen bietet.

Über deren Einführung entscheiden wir im Verwaltungsrat. Daher ist es so wichtig, uns als Vertreter der Versicherten in dieses Gremium zu wählen.

Sollten einmal Meinungsverschiedenheiten zwischen Versicherten und der DAK-G auftreten, sind wir auch in den aktuell 13 Widerspruchsausschüssen der DAK-G tätig. Dort vertreten wir die Interessen der Versicherten gegenüber der DAK-G, unter Berücksichtigung und Einhaltung der gesetzlichen Vorschriften. Und ja – dort kann es passieren, dass wir einem Versicherten eine Leistung nicht gewähren können, weil es z. B. der Gesetzgeber ausdrücklich verboten hat.

Susanne Weyand: Im Vorstand der DAK MG sind wir uns einig, dass wir uns persönlich den berechtigten Anliegen unserer Versicherten verpflichtet fühlen. Bei Fragen oder Problemen erreichen Sie uns z. B. über die Homepage www.dak-mitgliedergemeinschaft.de unter der Rubrik „Kontakt“.

Wir gehen den Fragen und Beschwerden nach und versuchen diese möglichst im Interesse des Versicherten zu lösen. Dabei erfahren wir auch, wo Versicherten der Schuh drückt. In den Gremien der DAK-G drängen wir dann gezielt auf Abhilfe.

Wir setzen uns für eine effiziente und wirtschaftlich arbeitende Verwaltung ein. Roman Weber forderte z. B. letztens die Kassenverwaltung auf, Nachhaltigkeitsaspekte beim Handeln zu berücksichtigen. Das muss z. B. nicht teuer sein, wenn weiterhin nutzbare Hilfsmittel aufbereitet und erneut zur Verfügung gestellt werden. Auch hat die DAK-G inzwischen ihre Zentrale in Hamburg auf Ökostrom umgestellt.

Wir gehen auch auf die Politik zu: So sind wir strikt gegen eine einheitliche Verhandlung von Rabattverträgen: Die DAK-G hat eine durchschnittlich ältere und bedürftigere Versichertenstruktur als andere Kassen. Daraus folgt auch eine andere Schwerpunktsetzung bei Vertragsverhandlungen. Die so erzielten Qualitätsfortschritte und Kosteneinsparungen kommen unseren Versicherten direkt zugute.

Roman Weber: Eine gute Kasse ist nur so leistungsfähig wie ihre Mitarbeitenden! Deshalb achten wir darauf, dass alle DAK-G-Mitarbeitenden von ihrem Arbeitgeber respektvoll behandelt werden, dass sie über gute Fachkenntnisse verfügen und angemessene Arbeitsbedingungen vorfinden.

Wir hatten uns bei der Pandemie stark für die schnelle Einführung von Homearbeitsplätzen eingesetzt. Ich unterstütze das Mitte 2022 verstärkt ausgebaute Compliance-Kontrollsystem in der DAK-G und bin glücklich, aktuell von Versicherten als Verwaltungsrat einer weltoffenen und regenbogenfreundlichen Krankenkasse gewählt zu sein.

Wie in der Vergangenheit auch, werde ich für die persönlichen Belange der Mitarbeitenden stets ein offenes Ohr haben. Vertrauliche Gespräche mit mir sind immer möglich.

I & M: Ist die DAK Mitgliedergemeinschaft auch außerhalb der DAK-G tätig?

Susanne Weyand: Ja, konkret bei der Deutschen Rentenversicherung Bund (DRV Bund), bei den Regionalträgern der DRV-Braunschweig-Hannover und der DRV-Saarland. Hier vertreten wir nicht nur die Interessen der DAK-G-Versicherten sondern alle dort rentenversicherten Menschen. Innerhalb der Rentenversicherung engagieren wir uns in den Vertreterversammlungen, im Vorstand und in verschiedenen Ausschüssen.

Auch die 180(!) von uns benannten Versichertenberater kümmern sich um die persönlichen Fragen und die Rentenangelegenheiten aller Versicherten.

Um unseren sozialpolitischen Zielen gegenüber der Regierung mehr Gewicht zu verleihen, sind wir auch in der „Arbeitsgemeinschaft unabhängiger Mitgliedergemeinschaften der Ersatzkassen (AGuM)“ vertreten (siehe unten).

Bei der DRV Bund sind wir auf Listenplatz 8 und bitten Sie dort um Ihre Stimme für unsere DAK Mitgliedergemeinschaft.

I & M: In welchen anderen Gremien engagiert sich die DAK Mitgliedergemeinschaft noch?

Roman Weber: Wir beteiligen uns maßgeblich am Meinungsbildungsprozess beim Verband der Ersatzkassen (vdek). Der vdek ist die Interessensvertretung aller Ersatzkassen. Die Mitgliedschaft der Kasse in dieser wichtigen Organisation nutzen wir im Rahmen der AGuM, um unseren sozial- und gesundheitspolitischen Ziele im Interesse unserer Versicherten Gehör zu verschaffen. Ebenso wirken unsere Mitglieder als Vertreter der Kasse im „Spitzenverband Bund der Krankenkassen“ mit, dem Zusammenschluss aller Krankenkassen. Diese beiden Organisationen werden in gesundheitspolitischen Fragen von der Bundesregierung angehört. Unsere Vorstellungen fließen so in die politischen Entscheidungen mit ein. Leider sind bei der aktuellen Regierung, wie auch der Vorgängerregierung, ebenso wie im Bundestag, einige gesundheitspolitische Entscheidungen gegen unser ausdrückliches Votum getroffen worden.

Daher ist unsere Gemeinschaft zB Mitglied der Arbeitsgemeinschaft unabhängiger Mitgliedergemeinschaften der Ersatzkassen (AGuM), in der sich die Vertreter der Versicherten kassenübergreifend zusammengeschlossen haben.

I & M: Gibt es sonst noch etwas, das Sie unseren Leserinnen und Lesern mitteilen möchten?

Susanne Weyand/ Roman Weber: Ja – Wir sind die „Stimme der Versicherten“. Wir verfügen über jahrzehntelanges Wissen und Erfahrung in der gesetzlichen Kranken-, Pflege- und Rentenversicherung. Wir vertreten aktuell und in der Zukunft die Interessen derjenigen, die – wie auch wir selbst – direkt von den Entscheidungen (Leistungsentscheidungen oder Zahlungsverpflichtungen) betroffen sind.

Wir haben versucht, Sie über unsere umfangreiche Arbeit in den Gremien bei der DAK-G, der Deutschen Rentenversicherung und der weiteren Organisationen der Sozialversicherung zu informieren. Diese erfolgreichen Tätigkeiten möchten wir auch nach der Sozialwahl 2023 für Sie fortsetzen.

Wir bitten Sie deshalb um Ihre Stimme bei der DAK-Gesundheit (Liste 1) – online oder per Brief – und bei der Deutschen Rentenversicherung Bund (Liste 8) per Briefwahl.

I & M: Frau Weyand, Herr Weber, vielen Dank für das Gespräch.