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Segelt die eigene Krankenversicherung gerade den richtigen Kurs? Jetzt ist der Moment, bei der Sozialwahl Einfluss zu nehmen

Helmut Aichberger, Mitglied des Verwaltungsrates der DAK-Gesundheit

Segelt die eigene Krankenversicherung gerade den richtigen Kurs? Jetzt ist der Moment, Einfluss zu nehmen. Die Sozialwahl steht vor der Tür – und das erstmals auch online.

VON VICTORIA STRACHWITZ

Würmtal – Es ist an der Politik zu entscheiden, welchem Mehrwertsteuersatz Arzneimittel unterliegen. Doch es gibt Gremien, die haben massiven Einfluss auf die Entscheidungsfindung. Der Kraillinger Helmut Aichberger (73) sitzt im Verwaltungsrat der DAK. Ihm und seinen Kollegen könnte es gelingen, den Satz von 19 auf sieben Prozent Mehrwertsteuer zu senken. Denn sein Gremium ist mächtig – und demokratisch legitimiert.

Wahlen in Deutschland sind geheim. Die Sozialwahl ist so geheim, dass viele gar nicht wissen, was es damit auf sich hat. Doch wer Gesundheitspolitik in Deutschland beeinflussen will, wer den Kurs seiner gesetzlichen Krankenversicherung oder den der Deutschen Rentenversicherung mitbestimmen will, der sollte sie nicht verpassen. Alle sechs Jahre werden die Verwaltungsräte der Kassen gewählt. Jetzt ist es wieder so weit.

Aichberger kandidiert heuer abermals für einen Sitz im Verwaltungsrat der DAK. Er hat dort bereits rund 40 Jahre Erfahrung als ehrenamtliches Mitglied. Auch im Verwaltungsrat der Deutschen Rentenversicherung war er viele Jahre lang vertreten.

Aichberger ist überzeugt, dass jeder der 52 Millionen Wahlberechtigten in Deutschland sein Recht wahrnehmen sollte. Nicht nur, weil es sich um die drittgrößte Wahl Deutschlands nach der Bundestags- und der Europawahl handelt. Wer gewählt wird, hat Macht. Die Mitglieder des Verwaltungsrates einer gesetzlichen Krankenkasse oder der Deutschen Rentenversicherung entscheiden über den Haushalt der Versicherung, deren Vorstände, deren Kurs, deren Bonusprogramme und Wahltarife.

Wenn eine Reform der Krankenhäuser in Deutschland ansteht, diskutieren sie die Möglichkeiten und nehmen Einfluss auf die Politik. Dass die Wahl nun erstmals auch online stattfinden kann, „das haben wir mit angeschoben“, so Aichberger. Aber das nur nebenbei.

Aichberger schätzt seine Aufgabe. Rund 60 Tage pro Jahr investiert er in sein Ehrenamt.

Was viele Versicherte nicht wissen: Wenn die Krankenkasse es ablehnt, eine Leistung zu übernehmen, können Versicherte Widerspruch einlegen. Und dann landet es auf dem Tisch eines Widerspruchsausschusses (die DAK hat 13 davon, die sich alle 14 Tage treffen) und damit unter anderem bei Aichberger. Manchmal zahlt die Versicherung auf Weisung der gewählten Verwaltungsratsmitglieder dann doch.

„Die Pflegeversicherung ist am strittigsten“, erzählt er. Nur: „Wir können nichts entscheiden, was nicht gesetzlich geregelt ist.“

Aichberger tritt auf Liste 1 der DAK an. Diese setzt sich unter anderem dafür ein, das auf Arzneimittel künftig ein geringerer Mehrwertsteuersatz fällig wird. Außerdem soll der Einfluss des Staates kleiner werden. „Lauterbach möchte die Medizin eigentlich verstaatlichen. Er hat nur das Pech, dass das verfassungswidrig ist“, sagt Aichberger. Der Kraillinger meint, jedes Gesundheitssystem habe Defizite, aber das Deutsche sei besonders gut. Die Briten, die ein staatliches Gesundheitssystem haben, kämen nach Hamburg, um sich dort operieren zu lassen, weil sie in der Heimat keinen Termin bekämen. Wer in Deutschland im Alter von 91 Jahren einen Oberschenkelhalsbruch erleide, der werde schnellstmöglich operiert. „Das ist ein Wert“, findet Aichberger. „Ich bin kein Freund der Staatsmedizin“, sagt er deutlich.

Welche Richtung das Gesundheitssystem in Deutschland künftig nehmen wird, entscheiden die Versicherten bei der Sozialwahl. Gewählt wird im Mai. Im April werden die Unterlagen verschickt.

Es gibt Briefe, die schmeißen viele Menschen ungelesen in den Papierkorb. Wahlunterlagen sollten nicht dazugehören.

Aichberger hofft, dass die Wahlbeteiligung durch die Möglichkeit, seine Stimme online abzugeben, über die üblichen 30 Prozent steigen wird.

Quelle: Münchner Merkur

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